Lösemittelfrei ist nicht lösemittelfrei

Einfache (und darum auch billige) Wandfarben enthalten bis zu 1,5% organische Lösemittel. Nicht viel, könnte man meinen, doch in einem Eimer mit 15 Litern Gesamtinhalt stecken so bis zu 0,225 Liter organische Lösemittel. Sie gehen während der Trockung in die Raumluft über. Da es sich in der Regel um Lösemittel handelt, die schnell entweichen, lassen sie sich durch forciertes Lüften in wenigen Tagen aus dem Raum entfernen.



Dies ist bei den nur »lösemittelfreien« Wandfarben so nicht möglich, weil dort die leicht flüchtigen durch schwer flüchtige Helfer ersetzt wurden.
Da Kohlenwasserstoffe mit Siedepunkten oberhalb von 250°C per Definition nicht mehr als Lösemittel, sondern als Weichmacher gelten, stimmt die Etikettierung.



aber...

nimmt man ihre chemische Struktur als Maßstab, dann handelt es sich sehr wohl um Lösemittel, zumal sie ja tatsächlich verdunsten – nur eben sehr langsam.



Jedoch

Gerade hier aber liegt das Problem. Allmähliche Verdunstung hat zur Folge, dass über einen langen Zeitraum eine stetige Luftbelastung besteht, der allenfalls mit einer disziplinierten Lüftungsstrategie beizukommen ist.



Diese Langzeitwirkung macht die Folgen unkalkulierbar und gilt als mitverantwortlich für den so genannten »Fogging-Effekt«.



Lösemittelfrei ist nicht lösemittelfrei!

Nur Dispersionen, die sowohl lösemittel- als auch weichmacherfrei sind, verdienen die Bezeichnung »ökologisch und physiologisch unbedenklich«.
Sie werden auch für den Einsatz in sensiblen Bereichen empfohlen.




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